Reifen Vulkanisieren ist eine gängige Reparaturmethode für kleine durch Nägel oder Schrauben verursachte Schäden an Auto- und Motorradreifen. Viele Autofahrer kennen diese Möglichkeit jedoch nicht, da die meisten Reifenhändler lieber neue Reifen verkaufen als gebrauchte Reifen zu reparieren. Wie die Vulkanisation eines Autoreifens funktioniert und wann sie sinnvoll ist, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.
Auto und Motorradreifen bestehen zum überwiegenden Teil aus Gummi. Dieser Gummi wird mit einem im Mitte des 19. Jahrhunderts von Charles Goodyear erfundenen Verfahrens, der Vulkanisation, aus Kautschuk hergestellt. Vulkanisieren bedeutet, dass durch bestimmte chemische Zusätze zum Kautschuk wie beispielsweise Schwefel und Ruß sowie bei Temperaturen von rund 200 Grad Celsius die Kautschukmoleküle miteinander vernetzt werden. Durch diese Vernetzung erhält Gummi die bekannten elastischen Eigenschaften. Im Prinzip geschieht dies auch bei der Reparatur eines Autoreifens durch Vulkanisieren. Bei der Reifenreparatur kommt entweder eine Kalt- oder eine Warm-Vulkanisation zum Einsatz.
Ablauf des Autoreifen vulkanisieren
Beim Autoreifen vulkanisieren wird zunächst die Schadenstelle lokalisiert. Wichtig ist es, wenn Sie an einem Reifen Ihres Fahrzeugs einen Nagel oder eine feststeckende Schraube bemerken, dass sie diese nicht herausziehen. Damit erleichtern Sie einerseits die Suche nach der schadhaften Stelle und verhindern andererseits, dass der Luftdruck aus dem Reifen entweicht und ein Weiterfahren nicht mehr möglich ist.
Das Loch im Reifen wird zunächst mit einem Gummipfropfen und einem sogenannten Deckenpflaster verschlossen. Wenn für die Reparatur Rohgummi verwendet wird, muss der Reifen anschließend wie bei seiner Herstellung bei einer erhöhten Temperatur für eine bestimmte Zeit vulkanisieren. Bei der zweiten Methode, die Kaltvulkanisation werden Vulkanisierlösungen verwendet, wie sie auch bei der Reparatur eines Fahrradschlauchs eingesetzt werden. Diese Vulkanisation erfolgt bei Raumtemperatur. Während der
Vulkanisation geht der Gummipfropfen eine feste Verbindung mit dem umliegenden Gummimaterial des Reifens ein. Der Reifen ist wieder normal belastbar.
Wann ist die Vulkanisation eines Autoreifens sinnvoll?
Nicht immer muss ein defekter Reifen gegen einen neuen getauscht werden. Statistiken zeigen, dass die meisten Reifenschäden dauerhaft durch eine Vulkanisation repariert werden können. Sinnvoll ist die Reparatur insbesondere, wenn
- die Laufleistung des Reifens gering ist und der Reifen über eine ausreichende Profiltiefe verfügt
- der Reifen nicht – beispielsweise mit einem Pannenspray – notdürftig repariert wurde und z.B. bei einem Urlaub im Ausland ein passender Ersatzreifen nicht zur Verfügung steht und nicht innerhalb einer angemessenen Zeit beschafft werden kann
- der Reifenschaden neu ist, sofort entdeckt wurde und zeitnah repariert werden kann, ohne dass der Reifen mit zu geringem Druck gefahren wird, sodass weitere Schäden entstehen konnten
- der Fahrzeughersteller vorschreibt, dass Sie bei Ihrem Fahrzeug beide Reifen einer Achse immer gleichzeitig erneuern müssen. Der beidseitige Tausch kann beispielsweise bei Reifendruckkontrollsystemen erforderlich sein, die indirekt über die Drehzahl eines Rades den Reifendruck ermitteln. Wird nur ein Reifen ausgetauscht und der verbleibende hat bereits viele Kilometer Laufleistung hinter sich, kann dies zu Falschmeldungen und Störungen des Reifendruckkontrollsystem führen.
- Ebenso schreiben einige Hersteller für ihre allradgetriebenen Fahrzeuge vor, dass der Abrollumfang der Reifen nur minimal voneinander abweichen darauf. Größere Differenzen können zu Differential und Getriebeschäden führen, folglich müssen teilweise alle 4 Reifen erneuert werden
Ist die Vulkanisation bei jedem Autoreifen möglich?
Nein. Nicht jeder Autoreifen kann durch Vulkanisieren repariert werden. Nicht empfohlen ist die Vulkanisation bei Hochgeschwindigkeitsreifen. Reifen, deren Schaden größer als 6 mm ist, dürfen nicht mehr instand gesetzt werden. Auch Motorradreifen können nicht in jedem Fall vulkanisiert werden. Hier ist eine Vulkanisation nur möglich, wenn der Schaden in der Mitte der Lauffläche ist. Beschädigungen an den Reifenflanken können ebenfalls nicht mit dieser Methode repariert werden.
Was kostet es, einen Autoreifen zu vulkanisieren?
Die Kosten für das Reifen Vulkanisieren sind im Vergleich zu neuen Reifen relativ günstig. Hier müssen sie mit Kosten zwischen 25 und 40 Euro rechnen. Von einer Vulkanisation in Eigenregie ist unbedingt abzuraten. Es gibt zwar günstige Reparaturkits im Fachhandel, bei denen sie ein paar Euro sparen können, die Reparatur sollte jedoch aus Gründen der eigenen Sicherheit und der Sicherheit andere Verkehrsteilnehmer nur von einem Fachmann durchgeführt werden.